Buchrezension zu „Sportwetten gewinnen – Schritt für Schritt“ von Petra Wolff

Sure bets und Arbitrage Wetten gehören zum spannendsten als auch langweiligsten, was die Welt der Sportwetten zu bieten hat. Spannend, weil keine andere Methode so konsequent deine Chancen verbessert. Und langweilig, weil es halt eben weniger auf deinem Bauchgefühl, sondern vor allem auf Mathematik basiert (wobei ich persönlich Zahlen schon sexy finde, aber selbst im Bereich Sportwetten gehöre ich damit wohl scheinbar zur Minderheit). Bücher zu dem Thema sind selten, und gute Bücher wirklich rar.

Da gerade wegen der Corona-Krise eh recht wenig mit Sport oder rausgehen ist, habe ich mir bei Amazon das Buch Sportwetten gewinnen – Schritt für Schritt von Petra Wolff gekauft. Wenn schon kein Fußball im TV läuft, und keine Wettscheine platziert werden können, ist es doch vielleicht gar nicht so eine schlechte Idee, die eigenen Fähigkeiten mit Fachliteratur zu verbessern. Erschienen ist dieses Buch (oder besser Büchlein) beim Verlag Books on Demand aus Norderstedt bereits im Jahr 2009. Seit 2018 gibt es jedoch eine neue und „verbesserte“ Auflage. Darum dachte ich mir, dass man die schlanken 9,90 Euro auch schlechter investieren könnte. Der Verkaufspreis für die Kindle-Version ist sogar noch ein wenig günstiger und liegt bei 7,49.

Viel erwartet habe ich von Anfang an nicht. Und das gar nicht mal, weil es von einer Frau geschrieben wurde, die ansonsten mit Sport oder dem Wettgeschäft nicht viel am Hut hat. Die gute Petra Wolff verdient ihr Geld mit allerlei Ratgebern rund um das Thema Geld verdienen. Und irgendwie passten da wohl auch Sportwetten ganz gut rein. Beworben wird Sportwetten gewinnen – Schritt für Schritt auf Amazon mit ziemlich blumigen Worten:

Eine fast risikolose Wettstrategie. Das eingesetzte Geld bekommt man bereits nach einigen Wochen wieder zurück. Danach wird nur noch mit gewonnenem Geld gespielt, und zwar sehr effektiv.

OK, das ist mal eine Ansage. Zusammen mit dem Untertitel des Buches „das stressfreie Zusatzeinkommen“ entsteht eine ziemlich große Erwartungshaltung.

Worum geht es? – Der Inhalt

„Sportwetten gewinnen – Schritt für Schritt“ ist sicherlich eines der dünnsten Bücher in meinem Bücherregal. Gerade mal 72 Seiten hat der Ratgeber. Wobei, netto ist das sogar noch weniger. Ich habe mal die halben und leeren Seiten herausgerechnet und komme auf 57 Seiten. Das ist schon ein wenig dünn. Auf der anderen Seite sind die amerikanische Unabhängigkeitserklärung, die 10 Gebote oder das deutsche Grundgesetz jetzt auch nicht ewig lang, beinhalten aber dennoch alles wichtige, was zum Thema gesagt werden muss. Und da Petra Wolff eher auf Leser aus ist, die so gut wie keine Ahnung von Sportwetten haben, mag die Länge sogar in Ordnung gehen.

Vom Stil her ist das ganze relativ flüssig geschrieben und einfach zu lesen. Gute Klo-Lektüre, würde mein alter Ex-Mitbewohner dazu wohl sagen. Denn innerhalb von 30 Minuten ist man mit dem Ding auch durch. Fachbegriffe oder komplizierte mathematische Berechnungen würden den Lesefluss nur stören, weshalb darauf komplett verzichtet wurde. Dafür gibt es ein paar einfache Formeln und einige Schaubilder mit Graphen, die schon methodisch nicht korrekt angezeigt werden, aber auch sonst mir irgendwie nutzlos erscheinen. Aber dazu später. Unterteilt ist das drei Hauptteile, eine kurze ganz unterhaltsam geschriebene Einleitung sowie einen Anhang mit einigen altmodischen Formularen.

Die drei Schritte bei Petra Wolffs Sportwetten gewinnen

Schritt 1: Bonus beanspruchen

Wer mit Sportwetten Geld verdienen will, der braucht vor allem Kapital.Und woher nehmen, wenn nicht stehlen? Die Petra Wolff ist nicht auf den Kopf gefallen und empfiehlt Bonusangebote, um das Startkapital „risikolos“ aufzubauen. Das vorgehen ist dabei relativ schlüssig. Mit ein paar hundert Euro Budget eröffnet man gleichzeitig bei verschiedenen Buchmachern Konten und streicht den Willkommensbonus ein.

Um insgesamt mit einem Gewinn herauszugehen, werden Einsätze auf zwei und drei-Wege-Wetten platziert. Nicht außer acht gelassen werden dabei Mindestquoten, die bei den meisten Buchmachern zwischen 1,4 und 2,0 liegen. Das ist jetzt nicht wirklich neu.

Nehmen wir an, bei einem Tennismatch wird bei dem einen Buchmacher für den Federer eine 1,6 geboten wird, und bei dem anderen Buchmacher für den Gegner Djokovic eine 2,2. Wir setzen 100 € auf Federer, und 72,73 € auf Djokovic. Gewinnt Federer, haben wir bereits 172,73 € zum Umsatz beigetragen und insgesamt 12,73 € verloren (Gesamteinsatz 172,73 €, Gesamtgewinn 160 €). Laut Wolff ist es dabei vollkommen in Ordnung, hier und da ein paar Prozent vom Einsatz zu verlieren. Es geht nur darum am Ende den Bonus bei einem Buchmacher mit etwas Nettogewinn freizuspielen.

Das dies natürlich durchaus klappen wird, gerade wenn man sich gute Bonusangebote schnappt, ist klar. Leider sind die Beispiele, die Petra Wolff nennt, alle jedoch seit vielen Jahren veraltet. So führt sie etwa den Buchmacher Expekt an. Jedoch liegt hier anders als bei ihr beschrieben der Bonusbetrag nur bei 10 – 50 €, die Mindestquote bei 1,6 und der Umsatz bei schlechten 16x. Und auch 2-Wege-Wetten sind bei expekt seit mindestens 2016 ausgeschlossen. Und 6 Monate Zeit, um den Bonus umzusetzen, hat man seit fast 10 Jahren nicht mehr.

Lange Rede kurzer Sinn: Die Neuauflage von Sportwetten gewinnen – Schritt für Schritt ist keine wirkliche Neuauflage, sondern total veraltet und zumindest in Hinsicht auf die Boni wertlos. Ich finde es schon frech, ein Buch als überarbeitete Version von 2018 anzupreisen, wenn selbst solche Infos nicht aktualisiert wurden. Interessant für Anfänger sind hingegen die detaillierten Rechenbeispiele für die weiteren Sportwetten, die Petra Wolff anführt.

Wenn es dir vor allem um eine gute Anleitung geht, wie man die Wettanbieter gegeneinander ausspielt, indem man die besten Bonusangebote nutzt, haben wir auf unserer Seite einen komplett kostenlosen und aktuellen Ratgeber für dich.

 

Schritt 2: Abwarten

Auszahlen und Boni mitnehmen

Selbst im Jahr 2020 werden wir nur durch das Ausnutzen der Bonusangebote sehr sicher ein wenig Gewinn machen. Die Autorin empfiehlt nun, alles Geld auszuzahlen und abzuwarten. Das klingt erstmal ganz vernünftig.

Die Zeit bis zur nächsten Wetten sollen wir uns unter anderem mit dem Erstellen von Übersichten (Pro, Contra, Kundendienst) zu den unterschiedlichen Wettanbietern vertreiben.

Zusätzlich soll man sich mit Trockenübungen (ja, die gute Frau Wolff nennt das so) versuchen. Man tut dabei nur so als ob man wetten würde, schreibt sich auf, wie viel man wann auf welche Quote setzen würde. Diesen Tipp finde ich sogar ganz in Ordnung.

Geld auf die Wettkonten einzuzahlen ist tabu, es sei denn, es flattert ein weiteres Bonusangebot ins Haus. Als gut definiert Petra Wolff dabei einen Bonus, der mindestens 10 % des dafür erforderlichen Umsatzes beträgt. Auch diese Rechnung ist zwar nicht neu, aber für Wettneulinge hilfreich.

Bonusangebote bekommst du relativ häufig, denn die Buchmacher wollen ja an dir Geld verdienen. Als Karteileiche nützt du denen nichts. Und um dich zu einer erneuten Einzahlung zu motivieren, gibt es dann tatsächlich immer wieder Angebote, die es mit dem Willkommensbonus aufnehmen können. Auch hier solle man wieder auf Nummer sicher spielen und versuchen, verschiedene Bonusangebote gegeneinander auszuspielen, also verschiedene Ausgänge einer Wette bei Nutzung der besten Quoten abzudecken.

Leider zeigt sich auch hier, wie veraltet und damit kaum anwendbar „Sportwetten gewinnen – Schritt für Schritt“ von Petra Wolff ist. Bei ihren Beispielen schreibt sie etwa von Reaktivierungs- Boni, für die man stolze 90 Tage Zeit hat, um diese umzusetzen. Das wird man heutzutage in der Realität schwer finden. Gerade bei sogenannten Retention-Boni, die darauf abzielen, dass wir wieder einzahlen, sind wir unter Zeitdruck und haben häufig nur 7 Tage, um die Wetten zu platzieren.

Ein kleiner Exkurs zu Wettsystemen

Auf diesen Teil habe ich mich schon ein wenig gefreut. Wett-Systeme sind ein spannendes Thema. Zunächst stellt Wolff die Methode der sanften Progression vor. Irgendwie werde ich den Verdacht nicht los, dass dieses Kapitel aber nur zum Strecken der Länge des ja eh sehr kurzen Buches gedacht ist. Immerhin schreibt Wolff ja selber an verschiedenen Stellen, dieses System sein lediglich ein „Gag“ oder diene nur dem „Spaß“.

Auf weitere anderthalben Seiten geht es anschließend um das Gesetz der großen Zahlen. Und hier wird es mal wieder sehr bedenklich. Es ginge hier nämlich nur darum, „einfach wahllos viele Wetten mit dem Mindesteinsatz abzuschließen“. Ungeachtet der Implikationen, die ein solches Verhalten in Sachen verantwortungsvolles Glücksspiel oder mögliche Verstöße gegen Bonusbedingungen haben könnten, halte ich solche Formulierung für gefährlich. Immerhin beschreibt die Autorin dies als „Klickarbeit“. Man könnte es auch stupide nennen. Mit Sportwetten hat sowas in meinen Augen gar nichts zu tun.

 

Schritt 3: Werte

Im letzten Teil wird uns endlich das versprochen, was wir doch insgeheim alle wollen: „eine auf Dauer einträgliche Methode“ mit Sportwetten risikolos Geld zu verdienen. Da bin ich aber gespannt wie ein Flitzebogen. Die Einleitung ist dabei ganz gut gewählt, erinnert mich irgendwie an Finanzberater oder andere Berufsgruppen, denen man erstmal gebannt an den Lippen hängt, dabei beständig nickt, und erst viel später erkennt, dass das doch alles substanzloser Müll war.

Eine unschlagbare Methode?

In diesem Fall werden 100 Münzwürfe mit 1 € als Beispiel gewählt. Bekanntlich gibt es hier ja eine 50/50-Chance. Jetzt sollen wir uns vorstellen, dass bei Kopf unser Einsatz verdreifacht wird, während wir bei Zahl verlieren. Wahrscheinlich werden wir die Hälfte der Würfe gewinnen und somit 150 € Gewinn haben. Das klingt toll, ist aber eine ziemlich realitätsferne Annahme, da der Spieler hier einen Vorteil in Höhe von 50 % hat. So etwas gibt es bei keinem Glücksspiel. Petra Wolff weiß das und muss wie ein guter Straßenzauberer davon ablenken. Und das macht man wie? Mit Formeln und Diagrammen. Am Ende ptäsentiert uns die Autorin eine große Zahl. Unglaubliche 36109,89 Euro stehen zu Buche, die man fast risikolos aus den 100 € mit 100 Wetten machen könne. Aber natürlich nur bei der irrigen Annahme, dass dieser 50 % Vorteil für den Spieler existiert.

 

„Revolutionäre Neudefinition der Value Bet“

All die Annahmen sind, wie Petra Wolff in einem Nebensatz lapidar fallen lässt, ein „konstruiertes Spiel“. Damit ist sie wahrscheinlich aus dem Schneider. Doch jetzt wird es richtig verrückt. Natürlich kann man seine Einsätze nur dann kontinuierlich vermehren, wenn man Wetten findet, die den Spieler bevorteilen – Value Bets eben. Und wie macht man das? Durch Zitat „Beobachten und Ausprobieren“.

Hieraus wiederum entsteht eine Value Bet-Strategie, die sich angeblich vor allem für Tennis perfekt eigne. Man müsse nach Quoten auf Tennisspieler größer als 2 Ausschau halten. Sobald die Wahrscheinlichkeit. dass ein Spieler gewinnt, trotz Quote von 2 oder mehr bei mindestens 50 % liegt setzen wir darauf. Vermengt wird das Ganze zum Schluss noch mit der Kelly-Formel. Witziger Weise scheinen einige Passagen doch sehr deckungsgleich mit Wikipedia. Da wird doch keiner plagiert haben?

Zu guter letzt gibt es einen Anhang mit zumindest für mich nutzlosen Checklisten und einigen Zusammenfassungen des zuvor gesagten. Auch hier scheint der Stand großenteils 2009 zu sein.

Meine Sicht aus der Praxis

Das Buch zielt vor allem auf Neulinge im Sportwettenbereich ab. Vieles könnten den Ratgeber daher für bare Münze nehmen. Doch nach über 10 Jahren als Angestellter für Sportwettenanbieter wie tipico, btty, expekt oder BetVictor muss ich ganz deutlich sagen: Das klappt nicht. Denn auch wenn sich einige Sachen auf den ersten Blick logisch anhören, in der Realität funktioniert dieses System überhaupt nicht. Hier mal ein paar Gründe:

  • Bei den genannten Beispielen (etwa Quote 3,0 anstelle von 2,0 bei einer Zwei-Wege-Wette) handelt es sich nicht wirklich mehr um Value Bets, sondern um Quotenfehler. In soclhen Fällen stornieren Buchmacher Wetten oder aber reduzieren die Quote nachträglich.
  • So krasse Quotenfehler kommen in der Realität selten vor. Dafür sorgen schon Programme wie BetRadar. Um solche extremen Ausreißer zu finden, reicht es nicht, sich einfach ein paar Tennisspiele anzuschauen. Viel mehr ist ein dauerhaftes Überwachen aller Wettmärkte notwendig.
  • Die Datenbasis, auf denen die meisten Annahmen beruhen, ist viel zu klein.
  • Es fehlt eine angemessene Berücksichtigung der Wettsteuer.
  • Buchmacher wollen Geld verdienenund überwachen Spieler, die auf Value Bets setzen. Einsätze werden begrenzt, und Konten teilweise recht schnell geschlossen.
  • Daten von Spielern, die auf Quotenfehler oder gefixte Spiele setzen, werden durch sogenannte Reputationsdatenbanken wie iovation unter den Buchmachern geteilt.

Fazit

Petra Wolff schafft es spielend, meine eh schon geringen Erwartungen zu unterbieten. Neben jeder Menge in der Praxis nicht anwendbares findet sich viel zu viel veraltete sowie für einige Menschen auch gefährliche Informationen. Aspekte wie Spielerschutz oder verantwortungsvolles Spielen kommen nicht zur Sprache. „Schönheitsfehler“ wie das nicht gelungene Layout oder Rechtschreibfehler lass ich mal außen vor.  Aber auch eine ausreichende Betrachtung der 5 % Wettsteuer fehlt. Statt dessen gaukelt „Sportwetten gewinnen – Schritt für Schritt“ von Petra Wolff vor, ein dauerhaftes Zusatzeinkommen wäre ein Kinderspiel.

Sportwetten ist immer Glücksspiel. Das gleiche scheint leider auch für Bücher zum Thema zu gelten. Wer gute Tipps für Sportwetten sucht, der wird bei uns sicherlich etwas finden. Ein stressfreies Zusatzeinkommen wollen und können wir dir nicht versprechen. Das wäre unseriös. Ob du nun dieses Buch wirklich kaufen solltest, musst du selber entscheiden. Ich kann es nicht empfehlen. Bessere aktuellere Infos findest du kostenlos online – zum Beispiel bei uns.

Autor: "Forscher" - Status: Experte
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Fußballerisch hat es bei mir zu nicht wirklich viel gereicht....Ergänzungsspieler in der 2. Kreisklasse war das höchste der Gefühle. Und auch mit Sportwetten lief es früher eher mau. Viel gewettet, mehr verloren. 2009 wechselte ich jedoch nach dem Studium die Seiten und arbeitete für verschiedene Buchmacher wie expekt, BetVictor, btty und Tipico. Mein Schwerpunkt liegt hier auf allgemeinen Sportwetten, Wettstrategien, Value-Bets und natürlich optimale Ausnutzung von Promotionen und Boni.

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